Literaturverwaltung

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Aktuelles – Analysen – Austausch zu Software und Services für die persönliche Literatur- und Wissensorganisation

Endlich: NOT-Operator in BibSonomy

An BibSonomy werden ständig kleine Verbesserungen vorgenommen, und auch Release 2.0.29 vom 31.10. kündigt bescheiden „some smaller updates“ an. Dabei ist ein ungemein wichtiges neues Feature darunter, auf das die Community schon jahrelang warten musste: Bei Schlagwortsuchen in BibSonomy-Datensätzen kann jetzt auch ein NOT-Operator (bzw. sys:not:) verwendet werden. Wie man es von zahlreichen anderen Retrievalsystemen kennt, können dadurch unerwünschte Datensätze aus Ergebnislisten herausgefiltert werden.

Gerade bei einem Social-Tagging-System, in dem man selbst indexiert, ist ein solches Feature sinnvoll. Früher war man gezwungen, Schlagwörter auf eine geradezu klassifikatorische Weise zu vergeben, um später beim Retrieval flexibel zu bleiben. Hatte man z.B. seine bereits gelesenen Publikationen mit erledigt getaggt, gab es keine komfortable Möglichkeit, sich alle noch nicht gelesenen Publikationen anzeigen zu lassen – es sei denn, man hatte sie von vorneherein mit noch_nicht_erledigt o.ä. getaggt. Nun erhält man die gewünschte Literaturliste in diesem Beispiel einfach durch die Suchanfrage sys:not:erledigt.

Durch diesen neuen NOT-Operator wird also nicht nur das Retrieval mächtiger, sondern auch das Tagging vereinfacht, und BibSonomy ein ganzes Stück attraktiver. Gegenwärtig besteht noch das technische Problem, dass die angezeigte Anzahl der Datensätze in einer Liste sich nicht anpasst, wenn man den NOT-Filter anwendet, aber das sollte bald behoben sein.

Martin de la Iglesia

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Google Docs Research tool: Literaturverwaltung ultralight

Anscheinend gibt es dieses Feature schon seit über einem Monat (vgl. frühe Rezensionen auf Englisch und Deutsch), aber erst heute bin ich (dank @grumpf) darauf aufmerksam geworden: In Google Docs kann man eine Sidebar einblenden, in der man eine Web-Recherche nach Zitaten und deren Quellen (optional beschränkt auf Google Scholar) durchführen kann. Die Treffer lassen sich dann, formatiert im MLA-, APA- oder Chicago-Zitierstil, als Quellenangabe ins Dokument einfügen.

Das Ganze ist mal wieder typisch Google: äußerst simpel und dadurch einerseits einfach zu bedienen, aber andererseits lässt der Funktionsumfang zu wünschen übrig. Als Bibliothekarin oder Bibliothekar jedenfalls wird man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen ob der (hinlänglich bekannten) lückenhaften Datenbasis von Google (Scholar), den Mängeln des Retrievalsystems und der vielen fehlerhaften bibliografischen Metadaten. Das Google Docs Research tool kann nie und nimmer eine ernsthafte Konkurrenz zur Recherche in Bibliothekskatalogen und Fachdatenbanken und zur Verwendung eines vollwertigen Literaturverwaltungsprogramms sein. Sollte man meinen.

Aber meint das auch „der Benutzer“, dieses unbekannte, legendäre Fabelwesen? Oder handelt es sich bei diesem Tool um „the death knell for libraries„? Werden künftige Generationen von Studierenden ihre Hausarbeiten komplett in Google Docs erstellen, ohne je eine Bibliothek (physisch oder virtuell) zu nutzen? Und sollten Bibliotheken, angesichts einer solchen Entwicklung, nicht Google nach Leibeskräften unterstützen?

Zum Thema Literaturverwaltung mit Google Docs siehe auch Zitieren mit URIs: Anfang vom Ende der Literaturverwaltung.

Martin de la Iglesia

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BibSonomy-Design: neu, aber nicht besser

Das Online-Literaturverwaltungsprogramm BibSonomy hat jetzt ein neues Design verpasst bekommen. Zuvor wirkte das (nach wie vor von den Farben Blau und Grau dominierte) Layout sehr nüchtern, was angesichts seiner Herkunft aus dem universitären Informatik-Bereich vielleicht auch ganz passend war. Nun hat man die Optik ein klein wenig bunter, lebendiger und vor allem großzügiger gestaltet. Die Kommentare im offiziellen BibSonomy-Weblog lassen allerdings darauf schließen, dass Nutzerinnen und Nutzer diesen neuen großzügigen Umgang mit dem Screen Real Estate als problematisch empfinden könnten: „this solution just ‚eats space'“ sagt ‚Oeoe‘, „design does not seem to follow function“ meint ‚ursg‘, und das Fazit von ‚Anonymous‘ lautet schlicht „Terrible.“

Auch Kollege Jakob Voß hat seine Meinung zum neuen BibSonomy-Design in seinem Weblog kundgetan, und die Überschrift seines Posts spricht für sich: „BibSonomy usability disaster„. Vor allem auf kleinen Bildschirmen wie etwa denen von Netbooks, schreibt Jakob zurecht, wird die Benutzung von BibSonomy zu einem Ärgernis. Man kann nur hoffen, dass das BibSonomy-Team (das eigentlich immer ein offenes Ohr für Beschwerden aus der Community hatte) ein Einsehen hat und nochmals Hand an das Layout anlegt, damit BibSonomy weiterhin ein empfehlenswertes Literaturverwaltungssystem bleibt.

Martin de la Iglesia

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TUHH Bibliotheksblog über Literaturverwaltungsprogramme

Neulich widmete sich Beate Rajski im TUHH Bibliotheksblog dem Thema „Literaturverwaltungsprogramme im Überblick„. In diesem Blogpost werden die Systeme Citavi, Zotero und Mendeley empfohlen, sowie die Konsultation des (aktuellen und schön übersichtlichen,) ebenfalls „Literaturverwaltungsprogramme im Überblick“ betitelten PDFs der SLUB Dresden. Schade: Weder in Harburg noch in Dresden scheint man meine persönlichen Favoriten BibSonomy und JabRef für erwähnenswert zu halten. JabRef wird immerhin auf einer anderen Webseite der TUB HH erwähnt (sowie von Bernhard Tempel in einem Kommentar zu besagtem Blogpost), einschließlich des JabRef-GVK-Plugins. Dieses Plugin kannte ich auch noch nicht und ich habe es bislang nicht ausprobiert, glaube zudem, dass die Schnittmenge aus GVK- und JabRef-Nutzerinnen und -Nutzern eine äußerst kleine sein dürfte, begrüße aber grundsätzlich Entwicklungsbemühungen, die eine verbesserte Interoperabilität von Literaturverwaltungssystemen und OPACs zum Ziel haben.

Martin de la Iglesia

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Mendeley kündigt „Institutional Edition“ an

Wie Mendeley gestern verkündete, wird es eine „Mendeley Institutional Edition“ geben. Dafür hat sich Mendeley mit dem im Bibliotheksbereich bekannten Subskriptionsdienstleister Swets zusammengetan. Die Liste der geplanten Features ist eine Mischung aus allerlei Dingen, die man im Grunde schon mit der bisherigen Version auf andere Weise lösen könnte („Have teachers set up course packs to direct students to important content“) und möglicherweise tatsächlich nützlichen Komponenten („Utilize link resolvers to facilitate speedy access paths to information“). An der kostenlosen Demo habe ich allerdings noch nicht teilgenommen und möchte mir daher noch kein endgültiges Urteil darüber erlauben, ob es bei der „Mendeley Institutional Edition“ wirklich um die Bedürfnisse der Institutionen, Bibliotheken und Benutzerschaft geht, oder nur um Monetarisierung.

Martin de la Iglesia

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Mendeley/PLoS API Binary Battle

Beim Mendeley/PLoS API Binary Battle wurden im Lauf der letzten Woche die knapp 40 teilnehmenden Projekte bekanntgegeben. Bei diesem Wettbewerb werden die besten Anwendungen prämiert, die auf der API von Mendeley und/oder PLoS basieren. Die Gewinnerprojekte werden erst am 30. November gekürt, aber aus meiner persönlichen Sicht sind die folgenden Anwendungen (zumindest vom ersten Eindruck her) die interessantesten:

  • Vyzkumap von Mispy visualisiert das Netzwerk zwischen Artikeln, die laut Mendeley eine gewisse inhaltliche Ähnlichkeit aufweisen. Solange man nicht Mendeleys „related articles“-Algorithmus grundsätzlich anzweifelt, kann man viel Spaß beim Durchklicken durch den Beziehungsgraphen haben.
  • Ebenfalls von Mispy stammt Map My Field, das auf einer Google-Maps-Karte die Standorte der Mendeley-User (sofern in deren Profil angegeben) anzeigt, geordnet nach den (von Mendeley definierten) wissenschaftlichen Disziplinen, die sie als ihr Fachgebiet angegeben haben.
  • Eine ganz andere Art der Netzwerkvisualisierung hat eine Informatikgruppeder Indiana University Bloomington produziert: Mendeley’s Evolving Network of Expertise and Knowledge ist eine PDF-Datei, die zwar statisch, aber sehr groß bzw. detailreich und zoombar das disziplinäre Netzwerk von Mendeley-Gruppeneigentümern darstellt. Sehr speziell, aber hübsch gemacht.
  • Das lustig betitelte TiNYARM („This is Not Yet Another Reference Manager“, K. U. Leuven) lenkt auf spielerische Weise die Aufmerksamkeit von den Metadaten hin zu dem, was man mit den ganzen Texten macht (oder machen sollte): Lesen. In TiNYARM kann man Leselisten anlegen und seinen persönlichen Fortschritt beim Abarbeiten derselben durch Lektüre („read“) oder zumindest Überfliegen („skim“) dokumentieren (ähnlich wie bei ididwork) und mit anderen Nutzerinnen und Nutzern vergleichen.
  • Auch zur artikel- und/oder personenbezogenen Impactmessung auf Grundlage von Mendeley-Daten (was ja auch total-Impact außerhalb des Wettbewerbs macht – wir berichteten) wurden mehrere Ansätze eingereicht. ScienceCard von Martin Fenner aggregiert Zitations- und Bookmarking-Zahlen aus mehreren verschiedenen Quellen, während ReaderMeter von Dario Taraborelli nur Mendeley-Readership-Daten verwendet, dafür aber auch für Autorinnen und Autoren ohne Mendeley-Account funktioniert. So hat beispielsweise Albert Einstein laut ReaderMeter einen H-Index von 18. Wie immer muß man hier natürlich die Unzulänglichkeiten in Abdeckung und Qualität der zugrundeliegenden Datenbasis berücksichtigen.

Soweit ich das sehen konnte, sind übrigens zahlreiche Wettbewerbsbeiträge einem universitären Informatik- (oder Bioinformatik-) Umfeld entsprungen, jedoch keiner aus dem Bibliotheksbereich – allerhöchstens Digital Notes & Queries, das anscheinend vom Centre for e-Research am King’s College London betrieben wird.

Martin de la Iglesia

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Literaturverwaltung als Instrument zur Impact-Messung in total-Impact

Aus dem altmetrics-Umfeld ist neulich die Webseite total-Impact entstanden (plan3t.info berichtete). Dieses Tool soll helfen, den Impact von Publikationen zu bestimmen, und aggregiert dazu Kennzahlen aus einer Vielzahl von möglichen Quellen. Spannenderweise werden zu diesem Zweck auch die Literaturverwaltungssysteme Mendeley und CiteULike herangezogen, indem die Anzahl der readers bzw. bookmarks einer Publikation angezeigt wird. Die Aussage einer solchen Zahl ist natürlich eine ganz andere als die von Zitationskennzahlen wie dem Journal Impact Factor, gegen den sich altmetrics vorrangig richtet. Eine bibliometrische Betrachtung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser verschiedenen Herangehensweisen zur Impact-Messung wäre allemal wünschenswert.

Martin de la Iglesia

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TEI aus Zotero exportieren

Rechtzeitig zum diesjährigen TEI Members‘ Meeting, das letzte Woche in Würzburg stattfand, hat Stefan Majewski einen „tei-zotero-translator“ entwickelt und freundlicherweise zum Download bereitgestellt. Dieses Plugin erweitert die Funktionalität von Zotero um die Möglichkeit, Datensätze aus Zotero als TEI-P5-konforme XML-Dateien zu exportieren. Die Items landen dabei jeweils in einem <biblStruct>-Element und den entsprechenden Unterelementen. Ein paar weiterführende Informationen finden sich im TEI-Wiki.

Martin de la Iglesia

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Publikationsplattform CiteULike Gold

Seit letzter Woche gibt es eine Premiumversion des Literaturverwaltungssystems CiteULike namens CiteULike Gold (mal wieder via wisspub.net). Das Sensationellste der neuen kostenpflichtigen Features ist sicherlich „Publish attachments“: „Gold“-User können ihre hochgeladenen Dateien – also typischerweise PDF-Artikel – für die Allgemeinheit freigeben. Damit ist Mendeley nicht mehr das einzige Literaturverwaltungssystem, das Open-Access-Self-Archiving/-Publishing ermöglicht.

Martin de la Iglesia

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Softwarevergleichsartikel in ISTL

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Issues in Science and Technology Librarianship enthält einen kurzen Artikel mit dem Titel „Reference Management Software: a Comparative Analysis of Four Products“ (via @thapke). Ron Gilmour und Laura Cobus-Kuo von der Ithaca College Library beginnen den Text mit den gewagten Aussagen: „Reference management is one of the most complicated aspects of being a researcher. The tedium of formatting references based on a variety of citation styles has made the reference manager (RM) an essential tool for scholars at all levels.“ Nun gut, das sei mal dahingestellt, denn im Grunde handelt es sich bei dem Artikel einfach nur um einen Vergleich der (anscheinend recht willkürlich ausgewählten) Systeme CiteULike, RefWorks, Zotero und Mendeley.

Genauer gesagt haben Gilmour und Cobus-Kuo den Import von bibliographischen Daten aus verschiedenen Retrievalsystemen und deren Ausgabe in verschiedenen Zitierstilen getestet. Enttäuschend ist dabei der geringe Umfang der Stichprobe (jeweils 2 Datensätze aus 7 Datenbanken, also gerade einmal 14 Datensätze) sowie die Tatsache, daß die Daten nach der Übernahme aus den Datenbanken nicht bereinigt worden sind (d.h. Zitierfehler können bereits auf fehlerhaftem Import beruhen).

Interessant hingegen ist der Versuch, die Zitierqualität zu quantifizieren: Der Autor und die Autorin schlagen die Kennzahlen „total errors (E)“, „errors per citation (E/N)“ und „number of error-free citations (P)“ vor (wobei für die abschließende Bewertung der Systeme doch wieder „an admittedly subjective rating“ in einer 5-Punkte-Skala verwendet wird – Sieger ist hier übrigens Mendeley). Und es ist natürlich allgemein immer begrüßenswert, wenn über Literaturverwaltungssysteme in einer bibliothekarischen Fachzeitschrift geschrieben wird.

Martin de la Iglesia

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