Bis dato schienen Softwareangebote bzw. -projekte in Sachen Literaturverwaltung ein stetige Erfolgs- und Wachstumsgeschichte zu sein – geprägt von sukzessiv erscheinenden funktionalen Neuerungen und erweiterten Nutzungsmöglichkeiten. Einige Nachrichten und Community-Diskussionen dieser Tage stimmen jedoch sehr nachdenklich und zeugen von einem harten Kampf um Programm-Innovationen, Nutzer oder gar um die Existenz.
Die wohl einschneidenste Nachricht: Connotea wird es in naher Zukunft nicht mehr geben. Die federführende Nature Publishing Group informiert über das Ende zum 12. März 2013 nüchtern und ohne weitere Begründung in Verweis auf die Nutzung eines Export Tools zur Sicherung der Daten. Über die Gründe kann man angesichts der erfolgreicheren Konkurrenz um Mendeley & Co. nur spekulieren. Das Scheitern kam jedoch nicht wirklich überraschend, war Connotea doch aufgrund diverser Serverausfälle im vergangenen Jahr bereits häufiger nicht nutzbar. In Produktreviews- und -vergleichen kam Connotea in letzter Zeit überhaupt nicht vor. Nichts hörte man vom Träger oder dem Entwicklerteam. Das Produktblog wurde offensichtlich so stiefmütterlich behandelt, dass es sang- und klanglos ersatzlos aufgegeben, ohne weiteren Hinweis abgeschaltet wurde. Über den Ärger mit Connotea aus Nutzersicht hat sich Monika Bargmann aka Library Mistress bereits in ihrem Weblog Luft gemacht. Die internationalen Blogs informieren offenbar lediglich über die Abschaltung, indem sie die Verlautbarung reproduzieren.
Im Segment der offenen, webbasierten Literaturverwaltungsysteme in Adaption des Prinzps des Social Bookmarkings bzw. einschlägiger Tools (Delicious, Mr. Wong, Digg u.a.) , welche von Lambert Heller einleuchtend als „offene Gemeinschaftsbibliographien“ bezeichnet wurden, bleiben damit von den signifikantesten (Pionier)-Produkten noch CiteULike und BibSonomy übrig. Angesichts des Umstands, dass es um CiteULike ebenso länger ruhig, kaum etwas vom Produkt, geschweige von einer lebendigen Nutzung zu hören ist, habe ich die Befürchtung dass die Springer-Applikation auch keine große Zukunft hat. BibSonomy hingegen lebt. Davon zeugen regelmäßige Funktionserweiterungen und -optimierungen, die anschaulich in der Rubrik „Feature of the week“ im BibSonomy-Weblog porträtiert werden.
Die Grundsatzfrage bleibt: Wohin geht die (ökonomische) Reise von Literaturverwaltungssoftware? Folgt nun auf einer Phase des Booms und der Vielfalt, die Zeit der Platzhirsch-Konsolidierung, wo das Geld regiert? Ein Indiz dafür sind neben der Übernahme von Papers durch Springer Science+Media (vgl. hier) die jüngsten Gerüchte um einen Erwerb von Mendeley durch Elsevier für über 100 Mio. Dollar. (Vgl. Techcrunch) Die Community beobachtet dies mit Skepsis, ohne Aufschrei. Allen voran Sean Takats, Mitbegründer von Zotero, hat einen lesenswerten, nachdenklichen Beitrag in seinem Weblog „The Quintessence of Ham“ dazu verfasst. Die Story von Mendeley wäre auch ein eigener Blogpost wert. To be continued…
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